Was bedeutet das? Inwiefern trifft dies auf das Organic Textile Forum zu?
- Ein Interview mit Katharina Schaus
"Wir haben uns vorgenommen, das Organic Textile Forum möglichst nachhaltig und klimaschonend auszurichten und mit gutem Beispiel voranzugehen. Dabei stellten wir uns selbst
die Fragen: Wie lassen sich die CO₂-Emissionen bei unserer Veranstaltung messen und reduzieren? Wie können wir alle Akteursgruppen in ein nachhaltiges Konzept einbinden? Wo haben wir
organisatorische Hebel, um u.a. auch Ressourcen einzusparen?"
Wie haben Sie dieses anspruchsvolle Ziel, ein nachhaltiges und klimafreundliches Event zu gestalten, schließlich umgesetzt?
Bereits bei der Planung überlegten wir uns gezielte Maßnahmen, durch die wir CO₂-Emissionen und Ressourcen einsparen können und gleichzeitig sozialen sowie ökonomischen Anforderungen an ein
nachhaltiges Event gerecht werden. Folgende Faktoren spielten eine Rolle: Eingehen von Kooperationen, Auswahl des Standortes, der Location, der Verpflegung oder die Gestaltung der Goodie Bags
sowie die Art der Kommunikation und Werbung, last but not least - ein hoher Persönlichkeitsfaktor als Sozialkomponente und kostendeckendes, aber nicht gewinnmaximiertes Budget.
Können Sie konkrete Einblicke in Ihre Nachhaltigkeits-Maßnahmen geben?
Sehr gerne. Wo soll ich anfangen - bei den selbst genähten Goodie Bags aus nachhaltigen Stoffresten oder der Kooperation mit myclimate, wodurch wir die CO₂-Emissionen dieses Events in Zahlen
sichtbar machen können?
Was hat es mit den „Goodie Bags“ auf sich? Welcher Nachhaltig-keitsaspekt steckt hinter den Taschen?
Eigentlich wollten wir das vor dem Event noch nicht verraten. In diesen Taschen steckt sehr viel Liebe zum Detail. Es sind alles Unikate, die wir aus nachhaltgien Stoffresten, teils Bio-Baumwollstoffe von Cotonea, selbst gefertigt haben. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Materialspenden, die wir zu Beginn der Corona-Pandemie gesammelt hatten, um daraus Masken zu nähen. Der gesamte Erlös aus der damaligen Maskenaktion kam der stark betroffenen italienischen Stadt Lodi, Partnerstadt von Konstanz, und hier dem Roten Kreuz zugute. Jetzt konnten wir diese Ressourcen einer neuen Verwendung widmen. Diese Unikate sind ein persönlicher Ausdruck unseres Engagements für die Umwelt und Sozialprojekte. Die Taschen tragen dazu bei, die Schönheit und Vielfalt der Upcycling-Kunst zu feiern. So schließt sich für uns ein Kreislauf.
Was meinen Sie mit CO2 Emissionen des Events sichtbar machen und was ist die Konsequenz daraus?
Hierbei stützen wir uns auf die Erfahrungen unseres Kooperationspartners myclimate. Es wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um die Höhe des CO2 Ausstoßes in Verbindung mit der Veranstaltung zu ermitteln. Zu berücksichtigen sind u.a. die An und Abreise sowie Unterkünfte aller Teilnehmenden. Auch der Beitrag durch das Drucken des Programmhefts, die Verpflegung, das Gebäude des Veranstaltungsortes oder der Herstellung der Konferenztasche müssen erfasst werden. Myclimate sponsert auch einen Teil-Ausgleich der CO2 Emissionen durch Investitionen in hochwertige Klimaschutzprojekte. Das Hauptziel ist jedoch, die gezielte Reduktion und Vermeidung von Emissionen und Ressourcen bei allen Einflussfaktoren.
Was heißt das konkret auf den Tagungsstandort bezogen?
Zum einen verbindet der Standort Konstanz am Bodensee die DACH-Region. Wir sitzen hier räumlich zentral für die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das begünstigt kürzere Anreisewege für einen großen Teil unserer Teilnehmenden, natürlich nicht von allen. Selbst die Veranstaltungsräume in der IHK sind u.a. aufgrund der Nutzung von Solarenergie klimafreundlich. Der Blick aufs Wasser und die Berge bringt die Teilnehmenden auch im Gebäude ein Stück näher in die Natur und schafft eine Wohlfühl- Atmosphäre.
Wie sieht Ihr Ansatz bezüglich der erwähnten Verpflegung aus?
Für alle Mahlzeiten während der zwei Konferenztage, also Mittagessen und Abendessen, sowie Kaffeepausen und Aperos, haben wir fleischlose, weitgehend vegetarische Menüs ausgewählt, abgesehen von zwei kleinen Fischausnahmen. Unsere Caterer und Bäckerei verwenden hauptsächlich Bio- und regionale Zutaten. Neben der vegetarischen Feinkost setzen wir auch auf frisches Obst vom Konstanzer Wochenmarkt für die Pausen zwischendurch. Als Dessert gibt es eine besondere Überraschung - die Gäste dürfen sich aus der Eistruhe im Lastenfahrrad von Froobie bedienen, das ist eine vegane biologische Eis Alternative. Unser Sach-Sponsor Delinat versorgt uns mit Bio-Weinen für den Apero. Also auch diesbezüglich haben wir hohe Maßstäbe.
Womit war eine Ressourceneinsparung möglich?
Ein Beispiel ist die bereits beschriebene Konferenztasche. Die 80 Exemplare haben durch den Re-Use der Stoffreste Material, d.h. Ressourcen gespart. Wir konnten durch Digitalisierung weitere Ressourcen sparen, in dem wir die „Einweg-Sponsoren-Banner“ auf Wandprojektionen per Beamer umgestellt haben. Die Abstracts zu den Vorträgen nicht mehr im Programmheft drucken, sondern auf der Webseite mit dem Programm online verlinkt haben. Wir haben organisatorisch sehr kurze Wege, die wir alle mit dem Fahrrad hinterlegen. In unserem Vor-Programm ist die Ausfahrt mit dem Motor-Boot durch einen Ausflug mit dem Konrad (dem Konstanzer Mietfahrrad) ersetzt worden. Und so manche anderen Kleinigkeiten, die sich summieren.
Das sind alles ökologische Ansätze. Wie setzen Sie sich bezüglich sozialer Aspekte von deren Veranstaltungen ab, um das Event tatsächlich als „nachhaltig“ zu klassifizieren?
Das OTF zeichnet sich insbesondere durch eine sehr persönliche Note aus. Dahinter steckt kein Verband, keine Organisation, keine Event-Agentur. Das Organic Textile Forum ist Katharina Schaus. Sie hat unter den Sponsoren langjährige Begleiter (wie Cotonea oder Oeko-Tex oder GOTS) und für die Organisation ein kleines freundschaftliches Team. Ohne den ständigen Einsatz der Familie und Freunde, sowohl hinter als auch vor den Kulissen, wäre ein solches Event nicht in diesem Format und Qualität möglich. Ob beim Veranstaltungsort, dem Rahmenprogramm oder dem Catering, diesbezüglich ist uns eine Wohlfühl-Atmosphäre überaus wichtig. Es geht nicht nur um Wissensvermittlung, uns sind die Begegnungen wichtig und Kooperationen, die sich bilden. An finanzielle Gewinne ist bei solch einem Event leider nicht zu denken. Selbst bei 6. Ausgabe bleibt das Organic Textile Forum ein Non-Profit-Projekt und ein hohes Maß an Engagement.
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