Vor nicht allzu langer Zeit, vor noch nicht einmal fünf Jahren, schien die Idee, eine Karte mit den Standorten aller Bekleidungsfabriken zusammenstellen zu wollen, utopisch. Auftraggeber wollten nicht mit bestimmten (sprich: unterdurchschnittlichen) Fabriken in Zusammenhang gebracht werden und die Fabriken selbst waren nicht bereit, ihren Standort und ihre Adresse preiszugeben. Jetzt ist diese Idee Wirklichkeit geworden und die erste digitale Karte mit den Standorten von Bekleidungsfabriken in Bangladesch eingeführt worden, um die Transparenz der Branche und ihren Fortschritt weiter zu fördern. Ein Durchbruch nicht nur für die Bekleidungsindustrie des Landes sondern für die Branche weltweit.
Die Initiative mit dem Namen “Mapped in Bangladesh” (MiB) stellt digital alle exportorientierten Bekleidungsfabriken in Dhaka und Umgebung zusammen. Benutzer können so wichtige Daten über eine Fabrik oder eine bestimmte Gegend erhalten, aber auch herausfinden, welche Marken und Auftraggeber in welchen Fabriken Bekleidung fertigen lassen. MiB wird von der BRAC University in Dhaka geleitet und finanziell von der C&A Foundation unterstützt beziehungsweise von BRAC USA.
“Dies ist eine sehr aktuelle und wichtige Initiative. Die Auftraggeber, die bei uns Produkte kaufen, können mehr über die Fabriken erfahren, während diese sich auf einer digitalen Karte wiederfinden können. Unsere verehrte Premierministerin Sheikh Hasina hat von einem digitalen Bangladesch geträumt; diese Initiative hat diesem Ziel eine neue Dimension verliehen. Ich wünsche mir, dass diese Karte mit einem Schwerpunkt auf dem Bekleidungssektor und seiner Gesamtentwicklung weiterentwickelt wird”, sagte Tipu Munshi, Bangladeschs Wirtschaftsminister, während der Einweihungszeremonie am 10. Februar 2019.
Die Initiative wird auch von einem fachkundigen Projektbeirat geleitet, dem Vertreter von Arbeitsrechtsorganisationen, Forschungsorganisationen, internationalen Marken, NGOs, großen Industrieverbänden wie dem Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (BGMEA) und dem Bangladesh Knitwear Manufacturers and Exporters Association (BKMEA) angehören, und wurde vom Ministerium zur Inspektion von Fabriken und Unternehmen (DIFE) des Arbeitsministeriums von Bangladesh unterstützt.
„Diese Transparenzinitiative dient als Ausgangspunkt für die Imageänderung der Bekleidungsindustrie Bangladeschs“, kommentierte BGMEA-Präsident Siddiqur Rahman. „Wir haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte in Bezug auf die Sicherheit und Nachhaltigkeit der Branche gemacht. BGMEA hat diese Initiative ins Leben gerufen und unterstützt, um die Transparenz der Branche zu fördern. Wir glauben, dass die digitale Karte die Interessengruppen der gesamten Branche, einschließlich Fabriken, Marken und Einzelhändlern sowie die Regierung durch ein besseres Verständnis der Branche stärken und Benutzern mit korrekten und Echtzeit-Informationen helfen wird. Dies wird die Wirksamkeit der bereits eingeleiteten Verbesserungen verstärken“, fügte er hinzu.
‘Mapped in Bangladesh’ ist eine öffentlich zugängliche Datenbank, die nicht nur die Bekleidungsfabriken auf einer Karte markiert, sondern auch verschiedene andere Information festhält und preisgibt: den Namen jeder Fabrik, ihren GPS-Standort, ihre Postanschrift, die Anzahl der Beschäftigten, die hergestellten Produkte, die Exportländer, in die sie liefert, und vor allem die Marken und Auftraggeber, für die sie herstellt. Darüber hinaus werden auch Informationen zu Mitgliedschaften, Zugehörigkeiten und Zertifizierungen gespeichert. Die Daten wurden erfasst, indem jede einzelne Fabrik besucht und die Angaben vor Ort verifiziert wurden. Einen Wikipedia-Ansatz verfolgend soll die Datenbank durch Crowdsourcing aktualisiert und die Angaben dann intern überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Informationen aktuell bleiben.
„‘Mapped in Bangladesh’ ermöglicht einen gemeinsamen Aktionsplan für die Fortschritte im Bekleidungssektor, indem die wichtigsten Interessengruppen der Branche zusammenkommen. Transparenz-Tools wie ‘Mapped in Bangladesh’ können weiterhin Verbesserungen verstärken und das Wachstum der Bekleidungsindustrie fördern“, kommentierte Linda Patentas, Programmmanagerin für Städte, Lieferketten und Migration von BRAC USA, in einer Pressemitteilung vom Dienstag.
„Wir von der BRAC University sind davon überzeugt, dass es, sobald diese Plattform vollständig veröffentlicht ist, verschiedene Einsatzmöglichkeiten und Vorteile für Interessengruppen in der gesamten Branche geben wird”, sagte Syed Hasibuddin Hussain, Projektmanager von ‘Mapped in Bangladesch’. „Regierung, Stadtplaner und zivilgesellschaftlichen Organisationen können die Branchenstreuungs- und Konzentrationsdaten dieser Karte nutzen. Die Industrie kann das Tool auch nutzen, um ihre Leistungsfähigkeit zu demonstrieren und mehr Effizienz zu ermöglichen. Aber vor allem sind wir als akademische Organisation begeistert von der Aussicht, dass diese benutzerfreundliche Ressource zukünftige Forschungsinitiativen der Bekleidungsindustrie unterstützen kann”, fügte er hinzu.
Diejenigen, die sich um die auf Dhaka beschränkte Reichweite des Projekts Sorgen machen, müssen dies nicht tun: Eine erweiterte Karte, die Fabriken aus dem gesamten Land umfasst, soll bereits 2021 fertiggestellt werden.
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