Neues aus der Siegel-Landschaft

OEKO-TEX veröffentlicht seine Neuregelungen für 2020. Mit der indischen Textilfabrik Purecotz wird die erste Näherei nach dem Fairtrade-Textilstandard zertifiziert. Ein weiteres Novum ist der erste Standard für nachhaltigen Kaschmir “The Good Cashmere Standard” von der gemeinnützige Aid by Trade Foundation.

OEKO-TEX® Neuregelungen 2020

 

Quelle: OEKO-TEX®, Pressemeldung vom 07.01.2020

 

Zu Jahresbeginn hat OEKO-TEX® die bestehenden Richtlinien sowie die geltenden Prüfkriterien und Grenzwerte für ihre Zertifizierungen und Services aktualisiert – ganz im Sinne von konsistentem Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit von Textilien und Lederprodukten. Alle Neuregelungen treten nach einer Übergangsfrist am 1. April 2020 endgültig in Kraft. Nachfolgend finden sich die wichtigsten Änderungen im Überblick.

 

MADE IN GREEN by OEKO-TEX® neu auch für Lederprodukte
Nach der Einführung des MADE IN GREEN Labels 2015 für Textilien ist es ab Januar 2020 möglich, Lederprodukte mit dem Nachhaltigkeitslabel auszuzeichnen. Im Jahr 2019 wurde die STeP-Zertifizierung auf Lederproduktionsstätten ausgeweitet. Einen weiteren Schritt geht OEKO-TEX®, indem nun auch die Integration von Lederprodukten beim MADE IN GREEN Label erfolgt. Mit MADE IN GREEN gelabelte Lederartikel sind gemäß LEATHER STANDARD auf Schadstoffe geprüft und nach STeP an sozialverträglichen Arbeitsplätzen in umweltfreundlichen Betrieben produziert. Damit können Konsumenten nun auch bei Lederwaren wie Bekleidung, Schuhen oder Möbeln anhand einer eindeutigen Produkt-ID oder dem spezifischen QR-Code auf dem Label zurückverfolgen, in welchen Ländern und Produktionsbetrieben der Artikel hergestellt wurde. Um die Einhaltung der geforderten Kriterien in den Produktionsbetrieben vor Ort zu kontrollieren, führt OEKO-TEX® mit geschulten Auditoren Betriebsstätten-Prüfungen durch. Von Greenpeace wurde MADE IN GREEN bereits als eines der strengsten Label auf dem Markt eingestuft.

 

Neuerungen in den Grenzwertkatalogen

Nach einem Jahr unter Beobachtung wurden die krebserregenden N-Nitrosamine und N-nitrosierbaren Substanzen in den STANDARD 100 sowie den LEATHER STANDARD aufgenommen. Auch das Herbizid Glyphosat und seine Salze halten nach einem Jahr unter Beobachtung endgültig Einzug in die Grenzwertkataloge des STANDARD 100. Für den Totalgehalt der toxischen Schwermetalle Arsen und Quecksilber wurden im STANDARD 100 sowie im LEATHER STANDARD spezifische Grenzwerte festgelegt. Insgesamt führen die strengen Anforderungen für Rückstände in textilen Materialien auch zu einer geringeren Belastung von Umwelt, Arbeitnehmern und Verbrauchern.

 

Neu unter Beobachtung

OEKO-TEX® nimmt 2020 diverse Substanzen aufgrund von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bzw. Konformität mit einschlägigen Vorgaben neu unter Beobachtung. Dies betrifft vor allem einige neue als SVHC eingestufte Substanzen, die nach der REACH-Verordnung zum Schutz der menschlichen Gesundheit und Umwelt mit besonders gefährlichen Eigenschaften identifiziert worden sind sowie Substanzen aus der Gruppe der Arylamine. Aber auch diverse Farbstoffe, Pestizide und perfluorierte Verbindungen werden künftig genau unter die Lupe genommen.

 

Integration von DETOX TO ZERO in STeP by OEKO-TEX®

Der sichere Umgang mit Chemikalien und die Abwasserprüfung in den Produktionsstätten sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil der STeP-Zertifizierung. Um den immer komplexeren Anforderungen in der Textil- und Lederproduktion gerecht zu werden, wird DETOX TO ZERO ab dem 1. April 2020 ein obligatorisches Element für STeP zertifizierte Betriebe, die Wasser und Chemikalien in großem Umfang einsetzen (Nassbetriebe). Positiver Aspekt der neuen Regelung ist die künftige Konformität von STeP mit der MRSL (Manufacturing Restricted Substance List), der ZDHC (Zero Discharge of Hazardous Chemicals) Initiative und den Kriterien der Greenpeace Detox-Kampagne.

Ein kostenfreies Webinar mit detaillierten Informationen zu den Neuregelungen 2020 für sämtliche OEKO-TEX® Produkte ist ab Ende Januar 2020 über die Webseite www.oeko-tex.com abrufbar.
Die Neuregelungen sind im Detail über den Menüpunkt Downloads auf der OEKO-TEX® Webseite abrufbar.

Erste Näherei nach Fairtrade-Textilstandard zertifiziert

Quelle: Fairtrade Deutschland, Pressemeldung vom 13.01.2020

 

Die indische Textilfabrik Purecotz ist als erste Näherei nach dem Fairtrade-Textilstandard zertifiziert worden. Damit verpflichtet sich Purecotz, innerhalb der nächsten sechs Jahre, allen tausend Angestellten existenzsichernde Löhne zu zahlen. „Der Fairtrade-Textilstandard bringt eine große Verpflichtung mit sich, sowohl finanziell als auch in der Verantwortung gegenüber den Beschäftigten“, betonte Dieter Overath, geschäftsführender Vorstandsvorsitzender von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland). „Purecotz geht hier in Vorleistung, deshalb ist es umso wichtiger, dass Modeunternehmen diesem Engagement folgen und auf faire Textilien umstellen.“ Neben fairen Löhnen sieht der Textilstandard weitere Maßnahmen zu Arbeitssicherheit, Arbeitsverträgen, Beschwerdemechanismen sowie Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit vor.

 

Vorreiter für mehr Fairness im Textilsektor

 

Purecotz verarbeitet ausschließlich Biobaumwollstoffe – ein Großteil davon ist Fairtrade-zertifiziert. Für den Gründer und Geschäftsführer Amit Narke war die Zertifizierung ein konsequenter Schritt für eine noch nachhaltigere und fairere Produktion. „Wir verfolgen den Weg der kontinuierlichen Verbesserung. Unser Ziel ist eine Balance zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Der Fairtrade-Textilstandard ist dabei wichtiger Wegweiser und Impulsgeber“, so Narke.

 

Erste Lizenzpartner für Fairtrade-Textilien

Die ersten Lizenzpartner für Fairtrade-Textilien sind die Modeunternehmen Melawear und Brands Fashion. Beide Hersteller sind langjährige Fairtrade-Partner im Textilbereich. „Wir haben mit viel Energie auf diesen Tag hingearbeitet. Da wir nun auch Lizenznehmer des Textilstandards sind, rückt das Ziel eines fair produzierten Textils in greifbare Nähe“, erklärte Henning Siedentopp, Geschäftsführer von Melawear. Noch in diesem Jahr sollen eine Spinnerei sowie eine Entkörnungsfabrik zertifiziert werden. Dann könnte Melawear auf eine komplett Fairtrade-zertifizierte Lieferkette zurückgreifen. Denn erst wenn alle Schritte der Textilherstellung zertifiziert sind – von der Entkörnung der Baumwolle über die Garn- und Stoffproduktion bis hin zur Näherei – dürfen Unternehmen das Fairtrade-Textilsiegel für ihre Produkte verwenden.

Auch der Bekleidungs- und Corporate Wear-Hersteller, Brands Fashion, arbeitet an der Umsetzung des Fairtrade-Textilstandards: „Unser Ziel für 2020 ist die Zertifizierung der weltweit ersten Lieferkette. So stärken wir Arbeiterrechte und stellen damit langfristig die Zahlung existenzsichernder Löhne sicher“, sagte Rabea Schafrick, stellvertretende Leiterin Nachhaltigkeit bei Brands Fashion.

Aid by Trade Foundation stellt ersten Standard für

nachhaltiges Kaschmir vor


 

Quelle: Aid by Trade Foundation, Pressemeldung vom 21.01.2020

 

Die gemeinnützige Aid by Trade Foundation (AbTF) hat einen neuen Standard für nachhaltige Kaschmirwolle entwickelt. Damit geht die Stiftung angesichts der aktuellen Diskussion um das Wohl der Kaschmir-Ziegen, die zunehmende Forderung nach Transparenz und Unternehmensverantwortung einen zeitgemäßen und notwendigen Schritt. The Good Cashmere Standard verbessert die Kaschmirproduktion auf vielen Ebenen. Er umfasst sowohl die artgerechte Haltung der Tiere, den Schutz der Umwelt als auch die Arbeitsbedingungen der Bauern und angestellten Arbeiter auf den Höfen. Er wurde in enger Abstimmung mit Tierschutzspezialisten und unabhängigen Experten der Kaschmirproduktion erarbeitet. Bauern und Produzenten – so genannte Buying Stations – für Kaschmirwolle in der Inneren Mongolei erhalten nur dann eine Zertifizierung, wenn sie sich nachprüfbar an die Kriterien des neuen Standards halten.

 

Die Kaschmirbauern beantworten zunächst einen umfangreichen Fragenkatalog über die Tierhaltung in ihren Betrieben. Basierend auf diesen Ergebnissen werden die Betriebe durch qualifizierte und unabhängige Dritte vor Ort geprüft. Sie verifizieren, ob der Standard ordnungsgemäß umgesetzt wird. Der Standard startet zunächst mit 2.000 Bauern in der Inneren Mongolei im Norden Chinas. In dieser Region ziehen die Kaschmirziegen nicht mit Nomadenhirten auf ausgedehnten Weideflächen umher, sondern werden von sesshaften Bauern auf Farmen gehalten.

 

Tine Stridde, Managing Director der AbTF sagt: „The Good Cashmere Standard bietet für den wichtigen Rohstoff Kaschmir einen Standard an, der den gestiegenen Ansprüchen der Verbraucher an Nachhaltigkeit, Qualität und Transparenz entspricht. Viele Konsumentinnen und Konsumenten wollen beim Kauf ihrer Textilien sicher sein, dass bei der Produktion der Faser kein Tier leiden musste, soziale Standards für die Menschen eingehalten werden und die Umwelt geschützt wird.“ Mit dem neuen Standard bekommt der Handel nun erstmals die Möglichkeit Produkte aus nachhaltig zertifizierter Kaschmirwolle aus der Inneren Mongolei anzubieten. „Die Nachfrage nach The Good Cashmere Standard ist dementsprechend groß. Das ist ein wichtiges Signal für die gesamte Textil- und Fashion-Branche,“ so Stridde weiter.

 

Ein wichtiger Partner des The Good Cashmere Standard ist die ERDOS Cashmere Gruppe, einer der größten Kaschmirproduzenten mit Sitz in der Inneren Mongolei. ERDOS war von Anfang an ein wichtiger Unterstützer des neuen Standards und wird bereits in diesem Jahr - neben vier weiteren Produzenten - zertifizierte Kaschmirwolle anbieten und verarbeiten.

 

Auf der Nachfrageseite hat die Peter Hahn GmbH, einer der führenden Händler für Kaschmirprodukte Deutschlands, bei der Entwicklung des Standards seine langjährige Kaschmirexpertise eingebracht und ist erster Partner. Patrizia Strupp, Abteilungsleiterin Nachhaltigkeit bei Peter Hahn, sagt: „Wir freuen uns sehr, dass wir von Beginn an Partner des neuen Standards sind, der unserem hohen Anspruch an Tierwohl und Umweltschutz gerecht wird. Er schafft für unsere Kundinnen und Kunden zusätzliche Sicherheit, und noch mehr Vertrauen in unser Unternehmen.“

 

Neben Peter Hahn haben sich bereits weitere Modemarken wie BESTSELLER, H&M Group, Hugo Boss, J.Crew, Madewell und Lacoste angeschlossen.