Europas Kapazitäten für Textilrecycling sind kartiert

 

 

Ein neuer Bericht über die derzeitige Reichweite der europäischen Textilrecyclingindustrie hat einen Mangel an Sortierern festgestellt, die Textilabfälle für das Recycling trennen können. Laut dieser Studie des schwedischen Umweltforschungsinstituts IVL gibt es in Europa derzeit 12 Sortieranlagen und 33 Recycler. Diese sind in der Lage, 560.000 Tonnen pro Jahr zu verarbeiten, was lediglich einem Viertel der gesamten Textilabfälle ausmacht.
Im Rahmend des Projektes “Sustainable Clothing Futures“ in dem diese Studie entstand, untersucht des weiteren neue Geschäftsmodelle und Techniken, um der enormen Verschwendung von Ressourcen entgegenzusteuern und die Bekleidungsindustrie bei der Transformation zu einer nachhaltigeren Industrie voranzutreiben.

Es gibt ein enormes Potenzial für die Ausweitung der Sortierung und des Recyclings von Alttextilien in Europa. Dies zeigt eine Umfrage unter rund 30 Akteuren im Bereich der Sortierung und des Recyclings von Alttextilien, die im Rahmen des Forschungsprojekts "Sustainable clothing futures" durchgeführt wurde. Die Akteure sind in ganz Europa angesiedelt und verfügen über vielversprechende Techniken, um die Textilabfälle zu entsorgen.

Jedes Jahr werfen die Europäer im Durchschnitt elf Kilogramm Textilien pro Person weg. Ein großer Teil dieser Textilien hätte wiederverwendet oder stofflich verwertet werden können.

 

"Wir verbrauchen viel zu viele Kleidungsstücke und benutzen sie zu selten, bevor sie weggeworfen werden. Viele Kleidungsstücke, die wiederverwendet oder recycelt werden könnten, landen im Restmüll. Das ist eine enorme Verschwendung von Ressourcen", sagt Maja Dahlbom, Projektleiterin beim IVL Swedish Environmental Research Institute.

Von der gesamten produzierten Kleidung wird derzeit nur etwa ein 1 Prozent aus recycelten Textilien hergestellt. Jedes Jahr werden in Europa sechs Millionen Tonnen neue Textilien auf den Markt gebracht, aber nur etwa 16.000 bis 25.000 Tonnen von dem, was recycelt wird, werden zu neuer Kleidung.

Der Bestandsaufnahme zufolge wird die Kapzität für das Recycling von Post-Consumer-Textilien in Europa bis 2025 schätzungsweise 1,3 Millionen Tonnen erreichen, für das Sortieren von Textilien liegt die entsprechende Menge bei 560 000 Tonnen.

 

Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sind sehr positiv, denn sie zeigen, dass es in Europa viele Akteure gibt und ein großes Potenzial /Notwendigkeit für den Ausbau ihrer Kapazitäten besteht", sagt Maja Dahlbom.

Allerdings sind technische Verbesserungen bei der Trennung der verschiedenen Fasertypen erforderlich, da viele der heute hergestellten Kleidungsstücke aus zwei oder mehr Fasertypen bestehen.

"Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass es in Europa ein Interesse an der Sortierung und dem Recycling von Textilien gibt und die Branche in den kommenden Jahren wahrscheinlich expandieren wird bzw. muss. Aber eine gute Sammlung und Sortierung der Textilien ist notwendig, damit die Recyclingunternehmen neue Kleidung herstellen können,", sagt Maja Dahlbom.

 

 

Quellen:

Pressemitteilung vom 15.02.2023:  Europe's capacity for textile recycling mapped (aus dem englischen Originaltext übersetzt)

Link zur Studie: Mapping of textile actors in sorting and recycling of textiles in Europe

Das Projekt: Die Zukunft der nachhaltigen Kleidung

Wie sehen die nachhaltigen Wertschöpfungsketten für die Kleidung der Zukunft aus? Das IVL Swedish Environmental Research Institute, die Universität von Borås und Profu, wollen dies in einem neuen Forschungsprojekt herausfinden.

„Die Bekleidungsindustrie steht heute vor großen Nachhaltigkeitsherausforderungen, sowohl in Bezug auf die ökologische als auch auf die soziale Nachhaltigkeit. Für die Herstellung von Kleidung werden viel Wasser, Chemikalien, Rohstoffe und Landflächen benötigt, was zu erheblichen Umweltbelastungen führt. Außerdem verbrauchen wir viel zu viel Kleidung und benutzen sie zu selten, bevor sie weggeworfen werden“, sagt Maja Dahlbom, Projektmanagerin beim IVL Swedish Environmental Institute.

 

 

In Europa verbrauchen wir durchschnittlich 26 kg Textilien pro Person und Jahr, wovon 60 % auf Kleidung entfallen. Niedrigere Preise und Fast-Fashion-Gewohnheiten haben den Bekleidungsverbrauch in den letzten 15 Jahren verdoppelt und das Abfallvolumen erhöht. Viele Kleidungsstücke, die heute wiederverwendet oder recycelt werden könnten, landen im Restmüll, wo sie im besten Fall einer energetischen Verwertung (Verbrennung) zugeführt oder im schlimmsten Fall auf einer Deponie, wie es im Ausland üblich ist, gelagert werden. Schätzungen zufolge wirft jeder Schwede durchschnittlich acht Kilo Textilien pro Jahr weg, das sind fast 200 Tonnen Textilabfälle pro Tag.

 

„Das ist eine enorme Verschwendung von Ressourcen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen wir die Art und Weise, wie wir Kleidung konsumieren, ändern. In diesem Projekt werden wir untersuchen, wie Verbraucher über digitale Plattformen dazu ermutigt werden können, Mode auf zirkuläre Weise zu konsumieren, indem sie Kleidung aus zweiter Hand kaufen, leihen und kaputte Kleidungsstücke reparieren, anstatt neue zu kaufen. Wir müssen Wege finden, Modeerfahrungen vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln und einen systemischen Wandel in Richtung Kreislaufwirtschaft herbeizuführen“, sagt Christian Fuentes, Professor an der Universität Borås.

 

Das vom IVL geleitete Projekt Sustainable clothing futures deckt mehrere Aspekte der Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie ab. Unter anderem wird das Verbraucherverhalten in Verbindung mit neuen Geschäftsmodellen, z. B. dem Abonnement von Kleidung, untersucht. Neue Techniken für die Produktion und das Recycling werden untersucht und politische Maßnahmen für eine nachhaltigere Bekleidungsindustrie und einen nachhaltigeren Konsum werden bewertet. Die Auswirkungen des elektronischen Handels, der Hauszustellung und der Rücksendungen erhalten ebenfalls besondere Aufmerksamkeit, da sie den Transport erhöhen können.

 

Das von einer interdisziplinären Forschungsgruppe durchgeführte Projekt wird Feldstudien zum Konsumverhalten mit der Erstellung von systemdynamischen Szenarien, Lebenszyklusanalysen und politischen Analysen kombinieren. Es wird Einblicke in die Motive und Faktoren geben, die die Bekleidungsindustrie beim Übergang zu einer nachhaltigeren Industrie beeinflussen. Im Rahmen des Projekts werden anhand von Beiträgen verschiedener Interessengruppen, darunter Verbraucher, Vertreter der Bekleidungs- und Recyclingindustrie sowie Entscheidungsträger, Szenarien für künftige Wertschöpfungsketten für Bekleidung erstellt. Die Skalierung durch Szenarien wird auch das Potenzial für die Schaffung neuer Aufgaben und Arbeitsplätze in der europäischen Bekleidungsindustrie in der Zukunft klären.

 

„Ziel ist es, die vielversprechendsten Methoden und Technologien zu identifizieren, die zu einer nachhaltigeren Bekleidungsindustrie führen können, und herauszufinden, unter welchen Umständen sie Realität werden können“, sagt Hanna Ljungkvist Nordin, stellvertretende Projektleiterin bei Profu.

 

 

Quellen:

Pressemitteilung vom 31.03.2022: Sustainable clothing futures

Webseite von IVL