Greenpeace untersuchte, die Glaubwürdigkeit der privaten Nachhaltigkeitslabel von Modemarken und wie sie ihre Kunden über soziale und ökologische Nachhaltigkeit der online und stationär verkauften Produkte informieren.
„Wir haben besorgniserregende wiederkehrende Muster festgestellt, die keineswegs zu nachhaltiger Veränderung der derzeitigen Praktiken führen, sondern das kaputte System von linearer Fast Fashion zementieren.“ (Zitat aus Greenpeace Report)
Die Fast-Fashion-Branche bekennt sich zwar zunehmend zu Nachhaltigkeit und besseren Arbeitsbedingungen, doch handelt es sich dabei größtenteils um Greenwashing, wie der neue Greenpeace-Bericht zeigt.
Die tatsächlichen Auswirkungen der Modeindustrie
Unternehmen kreieren eigene Labels mit Begriffen wie „nachhaltig“, „grün“ oder „fair“ und erwecken damit den Eindruck einer nachhaltigeren Textilproduktion. Greenpeace hat untersucht, inwieweit Unternehmen mit ihren eigenen Labels das Versprechen einer nachhaltigeren Produktion einlösen. Die Studie untersucht den Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien auf Basis von gemeldeten und gemessenen Fabrikabwasserdaten. Untersucht wird auch, inwieweit die Beschäftigten einen existenzsichernden Lohn erhalten und ob die Lieferkette offengelegt wird.
Diese Studie über ökologische Nachhaltigkeitsaussagen in der Textil- und Schuhindustrie ergab, dass 39 % der Angaben falsch oder irreführend sein könnten. Auch von Seiten der Zivilgesellschaft und der Politik wächst der Druck. Die Zeit des friedlichen Boykotts scheint in der EU vorbei zu sein. Die Europäische Kommission hat kürzlich eine Reihe von Vorschlägen zur Bekämpfung von Greenwashing veröffentlicht, darunter die Richtlinie über die Ermittlung und Offenlegung von nicht vertraulichen Umweltaussagen (auch bekannt als Green Claims-Richtlinie). Die Europäische Kommission will klare EU-Regeln für freiwillige Umweltaussagen festlegen und verlässliche Methoden, Kriterien und Indikatoren entwickeln. Modemarken müssen zumindest sicherstellen, dass ihre Kommunikation mit Kunden über Produktkennzeichnungen nicht irreführend ist und einer unabhängigen Überprüfung standhält.
Dem selbsternannten Nachhaltigkeitssiegeln der Unternehmen ist dem Bericht zufolge kaum noch zu trauen. Es ist eine Zunahme von Greenwashing zu beobachten. Das Problem, insbesondere die schiere Notwendigkeit, die Produktion von Wegwerffashion vollständig zu reduzieren, stellt das gesamte Modesystem in Frage. Daher ist es dringend erforderlich, dass die Politik eingreift und die in der EU-Strategie für die Textilindustrie vorgeschlagenen strengen Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung einführt. Damit wird es erstmals möglich, die Reduzierung des notwendigen Materialeinsatzes aus ordnungspolitischer Sicht anzugehen. Dies erfordert verlässliche Produktinformationen und Zertifizierungsprogramme sowohl für Textilien als auch für Produktionsketten.
Sind die selbstinitiierten Nachhaltigkeitslabel von Modemarken zielführend?
Für den Bericht untersuchte Greenpeace die Praktiken von 29 Detox-Marken und wählte diejenigen aus, die ein Produktmarketing mit einem definierten Slogan verwenden, der positive Begriffe wie „eco“, „green“ oder viele andere enthält. Diese Labels werden auf den Produkten der jeweiligen Marken verwendet, um den Kund*innen ein Engagement für die Umwelt zu vermitteln.
„Wir haben bei vielen von uns untersuchten markeneigenen Nachhaltigkeitslabeln besorgniserregende wiederkehrende Muster festgestellt, die keineswegs zu nachhaltiger Veränderung der derzeitigen Praktiken führen, sondern das kaputte System von linearer Fast Fashion zementieren.“
Dazu gehört auch die Irreführung der Verbraucher durch Produktkennzeichnungen, die zertifizierte Siegel vortäuschen, die auf Nachhaltigkeitsprogramme von Unternehmen zurückgehen. Diese internen Programme werden nicht von Dritten überprüft. Auch die irreführende Darstellung von Recyclingfähigkeit oder die Verknüpfung von Begriffen wie „nachhaltig“ mit der Fasergewinnung. Dazu gehört auch, dass einzelne Recyclingprozesse als nachhaltig deklariert werden, obwohl diese den Materialkreislauf teilweise durch Einwegfasermischungen unterbrechen. D.h. Prozesse mit geringen positiven Umweltauswirkungen in den Vordergrund zu stellen.
Zur Verbrauchertäuschung zählen auch Zahlen, die die Umweltfreundlichkeit eines Unternehmens belegen sollen, aber nicht aufgeschlüsselt oder in Relation dargestellt werden. Dazu gehört auch die mangelnde Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette selbst.
Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigt die Vielfalt irreführender Strategien. Es gibt aber auch positive Entwicklungen, wie die Entwicklung von Rückverfolgbarkeitsprozessen, auch wenn diese noch ausbaufähig sind. Auch der Herkunftsnachweis durch unabhängige Zertifizierungen wie bei Vaude, Coop Naturaline und anderen.
Ein Beispiel für nachhaltige Bemühungen ist die Marke „Marks and Spencer“, die mit „Baumwolle aus verantwortungsvollem Anbau“ wirbt. Die Baumwolle basiert auf Better Cotton. Better Cotton wird jedoch von M&S selbst definiert und bezeichnet nicht die verantwortungsvollste Art von Baumwolle, was die Verwendung des Begriffs „verantwortungsvoll“ in Frage stellt.
Ob Greenwashing oder nicht, Unternehmen wollen mit solchen Bemühungen ihr Engagement für das Klima kommunizieren. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber Umweltschutz muss konsequenter und in Zusammenarbeit mit unabhängigen, überprüfbaren Standards erfolgen. Oberste Priorität sollte es sein, lineare Geschäftsmodelle in ein zirkuläres System umzuwandeln, d.h. Umweltschutz vor Gewinnmargen zu stellen.
Die Modebranche verbreitet ein „irreführendes Narrativ“ über die Kreislauffähigkeit von Produkten und stellt sie als Lösung dar. Tatsächlich sollte die Verlangsamung des Warenflusses im Mittelpunkt jeder Initiative stehen.
Viele Marken untermauern dieses „irreführende Narrativ“ mit selbst initiierten Nachhaltigkeitslabels, die meist einem Greenwashing gleichkommt. Die ständige Wiederholung dieser „grünen Versprechen“ führt dazu, dass die Menschen die Unwahrheit glauben und das eigentliche Problem vergessen. Die Wahrheit ist aber, dass Fast Fashion nie lange halten wird. Die Markenfirmen scheuen sich, selbst die grundlegendsten Informationen zu veröffentlichen, die einen allgemeinen Überblick über die Auswirkungen der verwendeten Materialien geben könnten. Dazu gehören zum Beispiel die verwendeten Mengen und ihr Anteil am Gesamtgewicht. Diese Informationen sind aber die Grundlage, um die Warenströme zu verlangsamen. Sie werden jedoch von kaum einer Marke transparent berichtet und stellen nicht einmal Anforderungen im Rahmen der am weitesten verbreiteten Berichterstattungsoptionen wie GRI, einer freiwilligen, aber standardisierten Berichterstattung, dar. Die Nachhaltigkeitssiegel der Marken selbst können als Greenwashing angesehen werden, wie die Bewertung von Greenpeace zeigt. Diese selbst initiierten Standards führen dazu, dass die Fast-Fashion-Giganten sich nicht an die strengen Regeln unabhängiger Standards halten, sondern nur an ihre eigenen Regeln/Standards.
Quelle:
it fits - Katharina Schaus
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