Quelle: Global Standard
Was beim Branchengeflüster in Insiderkreisen bereits durchgesickert war, ist nun offiziell bestätigt:
Die Global Standard gGmbH hat die Entwicklung eines neuen "Global Sustainability Standards" angekündigt, eine konkrete Standardbezeichung gibt es noch nicht.
Ziel ist es, die Vorteile der GOTS-Zertifizierung auf ein breiteres Spektrum nachhaltiger Fasern auszudehnen. Bewährte GOTS-Tools sollen Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette
für die Verwendung anderer nachhaltiger Materialien als kontrolliert biologischer Fasern gewährleisten.
Seit 2006 ist die selbstfinanzierte gemeinnützige Organisation Global Standard mit ihrem Global Organic Textile Standard (GOTS) führend in ökologischen und sozialen Kriterien und trägt damit maßgeblich zur Förderung von Nachhaltigkeit im textilen Sektor bei. Am 9. Juni 2024 verkündet die Organisation nun, dass sie sich in der Entwicklungsphase für einen neuen Standard befindet.
Der neue Standard bedeute dabei keine Abkehr vom GOTS als führendem Bio-Standard. Viel mehr wird er die Industrie befähigen, das seit 20 Jahren erfolgreiche GOTS-Framework auf andere nachhaltige Fasern anzuwenden. Diese Erweiterung wird das Leben von Menschen und die Umwelt weiter verbessern, wie es in der Vision der Organisation heißt. Der GOTS setzt die Messlatte für Bio-Textilindustrie hoch, indem er eine breite Palette von ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien abdeckt und damit deutlich über die Anforderungen der nationalen oder internationalen Gesetzgebung hinausgeht – und so zertifizierten Unternehmen die Regeln und Werkzeuge an die Hand gibt, um die Vorschriften einzuhalten. Mit einem zusätzlichen Standard läutet Global Standard seinen laufenden strategischen Entwicklungsprozess ein, der auch durch die Verschärfung der Gesetzgebung ausgelöst wird, um die Einhaltung der Vorschriften für eine breitere Palette nachhaltiger Fasern zu unterstützen.
Der neue Nachhaltigkeitsstandards wird so konzipiert, dass er in Synergie mit dem bestehenden GOTS-Standard funktioniert und die Kernprinzipien teilt, die GOTS zu einem Markenzeichen für verantwortungsvolle und vertrauenswürdige Verarbeitung in der Textilindustrie gemacht haben. Zu diesen Prinzipien gehören:
Der neue Standard soll auch für nachhaltige Fasermaterialien über die Bio-Baumwolle hinaus gelten.
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Der neue Standard wird die leistungsstarken Werkzeuge nutzen, die bereits durch den Global Standard for GOTS etabliert wurden. Dazu gehören das Global Fibre Registry sowie die Global Trace-Base zur Verfolgung der Wertschöpfungskette jedes Produkts, einschließlich der Wirkungsbewertung. Darüber hinaus wird der Standard für eine breitere Palette nachhaltiger Fasern alle Kriterien übernehmen, die Unternehmen bereits dabei unterstützen, die Einhaltung von Lieferkettenvorschriften nachzuweisen.
GTB ist die zentrale GOTS-Datenbank , in der alle Zertifizierungsdaten zu Akteuren der Lieferkette und anderer an der Zertifizierung beteiligter Organisationen, Transaktionsdaten und Zertifikatsdaten gespeichert sind. Über die GTB haben Mitglieder der Lieferkette und Marken Einblick in die Materialherkunftsdaten, die derzeit - da die Informationen bei vielen verschiedenen Organisationen gespeichert sind - nicht leicht zugänglich sind. Durch diesen zentrale Datenpool ist auch eine aufschlussreiche Analyse der Auswirkungen von GOTS möglich. Sobald alle TC-Daten im GTB gespeichert sind, sind alle Transaktionen nachvollziehbar und TCs überprüfbar. Lieferketten und Betreiber können über Kontinente hinweg in der Datenbank dargestellt und nachverfolgt werden. Mit Algorithmen wird so ein umfassender Mengenabgleich möglichen - das heißt, dass das System prüft, ob das Verhältnis zwischen Input- und Outputmengen plausibel ist. Im GTB werden also Daten über die Produktion von organischem Material gesammelt und auf Unstimmigkeiten in den Gesamtverarbeitungsmengen von Rohmaterial hin überprüfen.
Das FGR konzentriert sich auf die Gegenkontrolle von Unstimmigkeiten zwischen Rohbaumwollsamen und Lint-Baumwollmengen und wird aktuell in Indien erprobt. Im System übermitteln landwirtschaftliche Betriebe (oder Betriebsgruppen) Angaben zur Ernte der Rohbaumwolle, zu ihren Produktionstransaktionen und zum Einkauf der Entkörnungsmaschinen. Diese Informationen werden überprüft, indem Daten aus hochgeladenen Zertifikaten extrahiert und überprüft werden. Auf diese Weise entsteht ein zuverlässiges Register von Bio-Baumwollproduzenten, die ihre Baumwolle in das GOTS-System einspeisen wollen - was GOTS wertvolle Einblicke in die Baumwollanbaumuster in Indien verschafft und es ermöglicht, künftige Erntemengen im Laufe der Zeit besser einzuschätzen. Nur in der FGR registriertes Rohmaterial darf in die GOTS-Lieferkette gelangen. Ein Ausgangs-TC für eine Entkörnungsanlage (das unter anderem bescheinigt, dass das Ausgangsmaterial durch die Verarbeitung von ökologischem Ausgangsmaterial hergestellt wurde) darf nur ausgestellt werden, wenn das Ausgangsmaterial in der FGR registriert ist. Alle Ausgangsmengen an Lint-Baumwolle (unabhängig vom Standard) müssen an die FGR gemeldet werden. Daraus ergibt sich eine Verlustrate pro Entkörnungsmaschine. Liegt diese Verlustrate unter einem bestimmten Schwellenwert, wird eine Untersuchung durchgeführt, um die Ursachen zu ermitteln.
Sobald sich die jeweiligen Gremien bei Global Standard auf den ersten Entwurf geeinigt haben, wird der Standard – gemäß den ISEAL-Anforderungen – einem öffentlichen Konsultationsverfahren unterzogen. Die Organisation vertraut darauf, dass der Prozess auf die gleiche agile Weise voranschreiten wird, die die Branche von GOTS und seinen Kriterien erwartet.
Abschließend betont Global Standard sich auch weiterhin dafür einzusetzen, positive Veränderungen in der Textilindustrie voranzutreiben, auf die sich wandelnden Bedürfnisse des Marktes einzugehen und Nachhaltigkeit auf jeder Ebene der Wertschöpfungskette zu fördern, um zur Befähigung der Branche beizutragen, die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Quelle:
Pressemitteilung der Global Standard gGmbH, vom 8.07.2024 verfasst von Claudia Kersten und Rahul Bhajekar
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