Die Preferred Fiber and Material Matrix (PFMM) ist ein Open-Source-Tool für die Industrie, in dem anschaulich die Klimaauswirkungen verschiedener Nachhaltigkeitszertifizierungen, Initiativen
und Markenmaterialien dargestellt werden. Aufgeteilt ist die Matrix in die 9 Kategorien, Klima, Wasser, Chemikalien, Landnutzung, Biodiversität, Ressourcennutzung und Abfall,
Menschenrechte, Tierwohl und Integrität der Initiative.
Im Calibration Log finden Sie Antworten auf Fragen, die sich aus Unstimmigkeiten in Policies und Richtlinien ergeben haben. Unklare Absätze werden genauer formuliert oder anhand spezifischer
Beispiele erläutert. Expemplarisch zeigen wir das Calibration log 235 zu "Guideline second-party and third-party testing", wechles gleichzeitig hinsichtlich Umsetzbarkeit kritisch diskutiert
wird.
Bild: Textile Exchange
Am 19.09.2023 wurde die Preferred Fiber and Material Matrix zum ersten Mal veröffentlicht. Damit bietet Textile Exchange ein innovatives, interaktives Tool, um die Klimaauswirkungen von Materialien, Programmen und Initiativen zu bewerten. So dient die PFMM nicht nur zur Entscheidungshilfe für Unternehmen, sondern auch als Richtschnur für die Weiterentwicklung der Standardsysteme.
Rückblick: Was bedeutet „bevorzugte Fasern und Materialien“?
Textile Exchange definiert "bevorzugte" Fasern und Rohstoffe als solche, die im Vergleich zu konventionellen Äquivalenten durch einen ganzheitlichen Ansatz zur Umgestaltung von Produktionssystemen konsistent geringere Auswirkungen und größere Vorteile für Klima, Natur und Menschen bieten.
Die Preferred Fiber and Material Matrix soll der Branche mehr Klarheit darüber verschaffen, was ein „bevorzugtes" Material ist.
Die PFMM zeichnet sich durch folgende Punkte aus:
Aufbau der Matrix
Alle Materialien/Standards werden nach Materialart aufgeteilt dargestellt. Diese inkludieren Baumwolle, Synthetische Materialien, Zellulosefasern, Flachs und Wolle. Auf Basis der Bewertung auf einer 100-Punkte-Skala werden die fünf Performance Levels 0, 1, 2, 3 und 4 vergeben.
Bild: Textile Exchange
Bild: Textile Exchange
Detailliertere Einblicke bekommt man durch die Auswahl eines Materials und des gewünschten Wirkungsbereichs. Hier wird die Punktzahl für den jeweiligen Indikator (in %), den gesamten Wirkungsbereich und eine Beschreibung ersichtlich. Momentan enthält die PFMM 80 Indikatoren.
Bild: Textile Exchange
Die Gesamtpunktzahl der Wirkungsbereiche Klima, Wasser und Chemikalien gewichtet sich in 50% quantitative Indikatoren und 50% qualitative Indikatoren. Alle anderen Bereiche werden ausschließlich nach qualitativen Faktoren beurteilt. Wenn ein Kriterium als „nicht anwendbar“ eingestuft wird, wird dies durch einen Bindestrich angezeigt.
Es wird empfohlen die Systeme nicht Materialübergreifend zu vergleichen, da das Tool entwickelt wurde, um die Leistung von Standards innerhalb einer Materialkategorie zu bewerten.
Wie geht es weiter?
Ende 2023 werden weitere Standards hinzugefügt, darunter Cotton Connect REEL Code of Conduct und REEL Regenerative Code (separat bewertet), International Sustainability and Carbon Certification (ISCC), regenagri und US Cotton Trust Protocol.
In den Jahren 2024-2025 wird Textile Exchange die PFMM-Methodik weiterentwickeln, um zusätzliche Standardsysteme sowie Markenfasern und andere Nachhaltigkeitsprogramme in das Tool aufzunehmen.
Die PFMM wird als Rahmen für alle von Textile Exchange angebotenen Tools und Ressourcen verwendet werden und dabei helfen gemeinsame Klimaziele zu unterstützen.
Die Matrix kann auf der Website von Textile Exchange als Excel Datei heruntergeladen werden.
Das Calibration Log ist eine Liste von themenspezifischen Erklärungen, die von Textile Exchange auf Ihrer Website veröffentlich wurde. Die aufgeführten Punkte beziehen sich auf aktuellen Anforderungen der Standards oder auf Dokumente, die derzeit auslaufen (Status: "Retirement Pending"). Es handelt sich um ergänzende Anleitungen, die Textile Exchange nach Möglichkeit in Anleitungsdokumente wie Benutzerhandbücher integrieren wird.
Die Calibration gilt nur für die jeweilige Version eines Dokuments, in der sie angegeben ist. Jedem Punkt wurde eine eindeutige Nummer zugewiesen, um die Referenz zu erleichtern. Diese finden Sie in der oberen linken Ecke vor dem Titel der Calibration (z. B. "Calibration 150"). Bitte beachten Sie, dass nicht alle Nummern aufgelistet werden, da einige Calibrations abgelehnt oder zurückgezogen wurden oder Überprüfung und Genehmigung noch ausstehend sind.
Alle Calibrations werden mit der Veröffentlichung der nächsten größeren Überarbeitung des entsprechenden Textile Exchange-Standards und/oder Richtlinien wieder außer Kraft gesetzt. Jene Calibrations, die noch gelten, werden dann neu veröffentlicht.
Nach Erstveröffentlichung gilt für jeden Punkt automatisch eine 14-tägige Konsultationsfrist für Zertifizierungsstellen, innerhalb derer Textile Exchange Rückmeldungen annimmt. Diese erfolgen an Assurance@TextileExchange.org.
Die vollständige Liste des Calibration Log finden Sie unten zum Download oder auf der Website von Textile Exchange.
Die Nutzung des Calibration Log anhand eines Beispiels: "Calibration 235 - Leitfaden für Second-party und Third-party Tests"
Nachdem es im Textile Exchange Hub zahlreiche Diskussionen rund um die Themen Qualitätstest und Tests zur Bestimmung der Materialzusammensetzung gab, veröffentlichte TE die Calibration 235, die eine klare und präzise Anleitung zu allen Fragen in diesem Zusammenhang bieten soll. Ziel ist, die Kriterien für die Prüfungen flexibel zu gestalten und den Zertifizierungsstellen Klarheit zu verschaffen, was genau gefordert ist.
Bilder: Textile Exchange
Damit ist klar definiert, welche Test genau gefordert sind, bevor ein TC für eine Warenlieferung ausgestellt werden darf. Die Umsetzung dieser Anforderung wird im Hub allerdings sehr kritisch diskutiert, so dass wir an dieser Stelle auch darauf noch kurz eingehen möchten.
Ist diese Anforderung noch umsetzbar? Hat die Anforderung überhaupt eine Wirksamkeit?
Ein Kommentar dazu von Paolo Foglia (ORIENTA), der die Problematik auf den Punkt bringt:
„Die Vorlage von Qualitätsprüfungsberichten für jeden Antrag eines TC (Transaction Certificate), stellt für alle Unternehmen im Rahmen ihrer Zertifizierung und die Zertifizierungsstellen eine sehr große Belastung dar.
Die Konsequenz dieser Anforderung ist, dass sich die Kosten für alle erhöhen und die Zeit für die Erstellung eines TC verlängern werden, denn kaum eine Zertifizierungsstelle wird in binnen der
geforderten 14 Kalendertage ein TC ausstellen können. Zusätzliche Qualitätstest erforden Zeit und verursachen Kosten.
Wie so manch andere unangenehme Auswirkungen von hohen Anforderungen, könnten diese in Kauf genommen werden, wenn sie sich insgesamt positiv auf die Integrität des Zertifizierungssystems auswirken würde. Während im Fall der "Faserlängen" der Prüfbericht im GRS-Programm dadurch gerechtfertigt werden könnte, dass er als indirekter Indikator für die Überprüfung, ob die Fasern recycelt wurden oder nicht, akzeptiert wird, ist es in den anderen Fällen schwieriger, den Nutzen für das Zertifizierungssystem zu erkennen, der die spezifischen und negativen Auswirkungen rechtfertigt.
Hierzu nur ein Beispiel: Wie soll die Messeung der "Garnfeinheit" etwas Sinnvolles zu dem bereits bestehenden obligatorischen Mengenabgleich und der Überprüfung der Transport-, Einkaufs- und Verkaufsdokumente beitragen, die auf jeden Fall vor der Ausstellung eines TC durchgeführt werden müssen?
Qualitätstests, wie z. B. die Garnfeinheit oder das Gewebegewicht sind aus kommerziellen Gründen sicherlich relevant und deshalb werden Käufer und Verkäufer sie auch weiterhin in ihren Verträgen
berücksichtigen, was sich jedoch nicht auf die Ausstellung eines TC auswirken sollte. Wenn sie als Anforderung zum Nachweis der "ökologischen und sozialen" Eigenschaften von Produkten und/oder
zur Stärkung der Integrität der Zertifizierung eingeführt werden, wäre eine Folgenabschätzung, die die negative Belastung rechtfertigt, empfehlenswert, um die Durchführbarkeit der Zertifizierung
zu erhalten.“
Diesen Bedenken schließen wir uns absolut an.
Wir empfehlen, dass sich alle Stakeholder, die Teil des Zertifizierungssystems von Textile Exchange sind, sich entsprechend bei Textile Exchange zu äußern. Hohe Anforderungen sind gut, so lange sie umsetzbar und sinnvoll sind! In diesem Punkt hat Textile Exchange eindeutig den Bogen überspannt.
Quellen:
Website von Textile Exchange: PFMM (übersetzt aus dem Englischen)
Webseite von Textile Exchange: Calibration Log (übersetzt aus dem Englischen)
it fits - Katharina Schaus
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