Am 20. August 2018 startete Greta Thunberg den ersten Klimastreik. Binnen kurzer Zeit entwickelte sich daraus eine globale Bewegung: Fridays for Future. Das Thema Klimawandel erfährt derzeit eine
nie dagewesene Aufmerksamkeit, woran Fridays for Future maßgeblich beteiligt ist. Am 20. September 2019, kurz vor dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York, fand der dritte globale
Klimastreik statt, zu dem explizit alle Generationen aufgefordert wurden. Weltweit nahmen an diesem Tag rund 4 Millionen Menschen in 2.900 Städten aus über 160 Ländern an Demonstrationen teil.
Allein in Deutschland zog es 1,4 Millionen Menschen auf die Straße. Auch umweltbewusste Unternehmen beteiligten sich an den Protesten, darunter etliche aus der Modebranche.
it fits reihte sich vor Ort in Konstanz unter die 10.000 Demonstranten.
Wie und wo die Modebranche mitmischte und Stellung bezog, berichteten Fashion Network und die TextilWirtschaft.
Globaler Klimastreik am 20.09.2019 in Konstanz, Foto it fits
Quelle: Fashion Network
Bereits Anfang des Monats riefen Unternehmen aus der Digitalindustrie zum Klimastreik am 20. September auf. Über 100 deutsche Digitalunternehmen, wie Zalando, Brands4friends oder Outfittery, hatten sich im Vorfeld zu der Initiative "Leaders for
Climate Action" zusammengetan. Die digitalen Unternehmen fordern mehr Klimaschutz von Seiten der Politik und wollen in den nächsten zwei Jahren klimaneutral werden.
Einige der digitalen Unternehmen, wie beispielsweise Brands4friends,
stellten ihre Mitarbeiter am Tag des globalen Klimastreiks frei, um ihnen die Teilnahme an den Protesten zu ermöglichen.
Die Geschäftsführerin von Brands4friends, Nina Pütz, hatte die "Leaders for Climate Action"-Initiative mit gestartet.
"Als führende Digital-UnternehmerInnen Deutschlands leisten wir unseren Beitrag für eine nachhaltige und ökologische Entwicklung in der Bundesrepublik und Europa. Wir sind nicht perfekt, machen
uns jedoch auf den Weg und sind entschlossen, langfristig den Wandel mitzugestalten", sagt Nina Pütz, CEO Brands4friends.
Auch Zalando ist Teil von "Leaders for Climate Action", geht aber nicht so weit, seine
Mitarbeiter zu Protesten aufzufordern.
"Die Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit nehmen wir sehr ernst und haben es uns zum Ziel gesetzt, verantwortungsbewusst zu wachsen und gleichzeitig unsere
Umweltauswirkungen zu reduzieren", erklärt Zalando auf Anfrage von FashionNetwork.com.
Jedoch sei es eine individuelle Entscheidung, ob sich jemand politisch oder zivilgesellschaftlich engagiere, weshalb das Unternehmen seine Mitarbeiter nicht zu politischen Demonstrationen wie zum
Klimastreik auffordere. Mitarbeiter, die an der Demonstration teilnehmen wollten, konnten von ihren regulären Urlaubstagen Gebrauch machen.
Aktiv am globalen Klimastreik hat Vaude
teilgenommen. Die Mitarbeiter wurden für den Tag frei gestellt und fuhren unter dem Motto "Vaude for future" mit dem Fahrrad vom Firmensitz in Tettnang nach Friedrichshafen. In Friedrichshafen
nahm das Unternhemen mit Plakaten an der Demonstration teil. Schon im Vorfeld hat das Unternehmen auf seinen Social Media-Kanälen für den Klimastreik plädiert und den Tag des Protests auch auf Instagram dokumentiert.
Auch internationale Modemarken setzten in Deutschland ein Zeichen für den Klimastreik und ließen ihre Stores für einen Tag geschlossen.
Der Snowboardhersteller Burton lud seine Kunden in den Münchner Flagship-Store, um
gemeinsam zu Frühstücken und Plakate zu malen und um anschließend an der Demonstration teilzunehmen.
Die Outdoor-Marke Patagonia solidarisierte sich ebenso mit den Klimaaktivsten und schloss
all seine 10 Stores in Europa, darunter in München und Berlin, für einen Tag. "Die Klimakrise ist eine menschliche Frage, die uns alle betrifft. Wir sind inspiriert von den jungen Aktivisten, die
diese globale Bewegung vorantreiben und Patagonia ruft zu Handeln und Aktionen auf,
um Menschen und unseren Planeten zu schützen. Als globales Unternehmen, schließen wir unsere Stores an dem Tag, streiken mit den jungen Aktivisten und rufen die Regierungen weltweit dazu auf, zu
handeln", sagt CEO Rose Marcario. Auf der Webseite des Unternehmens stellt Patagonia junge Klimaaktivsten aus der ganzen Welt vor und zeigt zudem an wo und wann die nächsten Streiks stattfinden.
Immer mehr Händler und Hersteller kündigen ihre Beteiligung an dem globalen Klimastreik an. Darunter sind Fair Fashion-Spezialisten wie Armedangels und Vaude, aber auch Multilabel-Anbieter wie Modehaus Ehlers und Eiskirch und Hersteller wie Haglöf und Trippen.
Vivienne Westwood kündigte im Zuge von Fridays for Future an, das Londoner Headquarter und alle Stores in Großbritannien, sowie die Büros in Paris, Mailand, New York and Los Angeles zu schließen.
Andere Unternehmen planen kleinere Initiativen. So will Alexander Eiskirch sein Multilabel-Geschäft in der Bochumer Innenstadt von 11.55 Uhr bis 12.05 Uhr für zehn Minuten schließen. Große
Aktionen gibt es zum Beispiel von Jan Lorch, Geschäftsleiter Vertrieb & CSR des Outdoorspezialisten Vaude. Er wird bei der Demonstration am Firmensitz Tettnang-Obereisenbach eine Rede auf der
Bühne halten.
Insbesondere die internationalen Markenanbieter sind sehr aktiv. So schließt der schwedische Outdoorartikel-Hersteller Haglöfs, der sich seit langem im Bereich Nachhaltigkeit engagiert, an diesem
Tag seine Retail-Stores und ermöglicht allen Mitarbeitern, an dem Protest teilzunehmen. „Es ist klar, dass die Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht schnell genug umgesetzt werden. Mit unserer
Teilnahme am globalen Klimaschutzstreik unterstützt Haglöfs die Forderung, dass unsere Regierungen sich endlich dazu verpflichten, notwendige Änderungen systematisch anzugehen, die in dieser Lage
dringend erforderlich sind", begündet CEO Carsten Unbehaun.
Auch die Burton-Flagship-Stores weltweit, darunter der Münchner, bleiben morgen geschlossen. "Wir sind stolz darauf, dass während des globalen Klimastreiks #ClimateStrike alle unsere Offices,
Flagship-Stores und unsere Webseite für mindestens einen Tag geschlossen werden", erklärt Benjamin Schwarz, Country Manager Germany. Er lädt die Kunden ein, gemeinsam im Store zu frühstücken,
Streikplakate zu bemalen und sich ab 11.30 Uhr der lokalen Bewegung Fridays for Future am Königsplatz anzuschließen. Burton-CEO Donna Carpenter begründet die Aktion mit sehr emotionallen Worten:
"Der Amazonas brennt, der Meeresspiegel steigt und die Gletscher schmelzen. Ich bin stolz darauf, dass sich Burton der Bewegung von Greta Thunberg anschließt, um auf die globale Krise aufmerksam
zu machen."
In der deutschen Textilbranche positionieren sich vor allem Fair Fashion-Anbieter wie Vaude, Maas Natur und Armedangels: „Für uns bei Armedangels ist es keine Option, hier nicht aktiv zu
werden. Natürlich stellen wir unsere Mitarbeiter für den Streik frei, damit wir gemeinsam ein Zeichen setzen können. Wir rufen auch alle unsere Partner und Wegbegleiter dazu auf, auf die Straße
zu gehen: Es ist an der Zeit, dass sich Nachhaltigkeit grundlegend und echt etabliert, und nicht einfach von vielen nur als substanzlose Worthülse genutzt wird!", appelliert Martin Höfeler,
Gründer und CEO von Armedangels.
Für den morgigen Freitag ist die bislang größte Fridays for Future-Aktion geplant. Weltweit sind Proteste in mehr als 2000 Städten in 129 Staaten angekündigt. In Deutschland sind 450
Demonstrationen geplant. Angemeldet sind in Berlin für die größte Kundgebung mehr als 10.000 Teilnehmer. Anlass dieser massiven Ausweitung der bisherigen Schülerproteste ist der Start des
Klimagipfels der Vereinten Nationen in New York, zu dem Greta Thunberg eigens mit einer Segelyacht anreiste. Gleichzeitig stellt die Bundesregierung morgen ihr entscheidendes Klimapaket vor.
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