Am 4. und 5. Dezember trafen sich Brands und Lieferanten in Coimbatore um unter anderem über den Fairtrade Production Standard zu diskutieren.
Neben verschiedenen großen Brands wie HUGO BOSS fanden sich auch die drei Labels Mela Wear, 3FREUNDE und Brands Fashion ein, die musterhaft den Fairtrade Production Standard in ihren Lieferketten umsetzen. Der neue Standard hat die Zielsetzung innerhalb der gesamten Lieferkette existenzsichernde Löhne an alle Mitarbeitenden der Supplier zu zahlen.
Bildunterschrift: Shiva Prasad Shetty, Fairtrade NAAP,
Stefan Niethammer, 3FREUNDE,
Henning Siedentopp, MELA Wear
Die Herausforderungen dabei sind enorm, da selbst größere Brands im Regelfall nur geringe Auslastungsanteile an Vorlieferanten wie Spinnereien oder Färbereien haben.
Durch die im Konzept verankerte Bezahlung von existenzsichernden Löhnen an alle Beschäftigten ist eine aktive Teilnahme für vorgelagerte Supplier nur dann realistisch wenn die Regelungen gesetzlich flankiert werden (entweder im Produktionsland oder durch entsprechende Importregeln in den Verbraucherländern) oder große Anteile der Brands diesen Standard fordern und unterstützen.
Ohne dass der Markt die entsprechenden Maßnahmen unterstützt würden die Lohnerhöhungen zu höheren Kosten führen und sich so der Supplier in einer nachteiligen Wettbewerbssituation befinden.
Hier ist also noch viel Überzeugungsarbeit von Seiten der nationalen Fairtrade-Organisationen nötig, um große Brands für den Standard zu begeistern. Erst wenn die Supplier sehen, dass sich mit dem neuen Standard Geld verdienen lässt, werden diese sich verbindlich darauf einlassen.
Auf den ersten Blick ein klassisches Henne-Ei-Problem, ist es aber fraglich, ob die europäischen Brands überhaupt gewillt sind, das Thema „existenzsichernde Löhne“ lösen zu wollen. Initiativen wie die FairWearFoundation haben es in den vergangen zehn Jahren nicht geschafft, dass nur eines ihrer Mitglieder auf Ebene der Nähereien solche Löhne bezahlt, geschweige denn in der gesamten Lieferkette.
So bleibt abzuwarten ob der Standard aufgeweicht wird, sich auf Einkaufstaschen (!) beschränkt oder insgesamt eingestellt wird. Die Resonanz auf dem Treffen war von Supplier-Seite eindeutig: ohne großes Volumen wird das nichts.
3FREUNDE wird zusammen mit MELA Wear und Brands Fashion bis Februar 2020 prototypisch versuchen die Lieferkette auf den Fairtrade Production Standard einzuschwören und zu qualifizieren. Danach sieht man weiter.
Verfasser: Stefan Niethammer, 3FREUNDE
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