Textile exchange - materials market report 2023

Nicht nur mit neuem Titel, sondern auch mit relevanten, sehr spannenden und teils ernüchternden Zahlen und Fakten wartet der Materials Market Report 2023 von Textile Exchange auf. Der ehemalige Preferred Fibers & Materials Market Report gibt 2023 zum zehnten Mal einen Überblick über die weltweite Faserproduktion und die Anteile der einzelnen Materialien. Zusätzlich dazu sollten Sie sich das enthaltene Update zum Thema Politik und Gesetzgebung nicht entgehen lassen.

 

 

 

 

 

Bild: Textile Exchange Report

Seit zehn Jahren ist der Materials Market Report die führende Quelle für das weltweite Produktionsvolumen von Fasern und Materialien. Der Report unterstützt die Textilindustrie dabei, die mit der Rohstoffproduktion verbundenen Emissionen, im Einklang mit dem 1,5-Grad Ziel des Pariser Abkommens, zu reduzieren.

 

Der aktuelle Bericht umfasst die Materialien, die für die Mode-, Textil-, Bekleidungsindustrie und andere Branchen produziert wurden. Es zeigt sich, dass die weltweite Faserproduktion von rund 112 Millionen Tonnen im Jahr 2021 auf einen Rekordwert von 116 Millionen Tonnen im Jahr 2022 gestiegen ist. Es wird erwartet, dass diese Menge bis 2030 auf 147 Millionen Tonnen ansteigt, wenn Produktion und Nachfrage wie bisher weiterlaufen.

Bilder: Textile Exchange Report

Der Anteil der Naturfasern, die im Rahmen von Nachhaltigkeitsprogrammen hergestellt werden, stieg 2022 leicht an, darunter Baumwolle (25 % im Jahr 2021 auf 27 % im Jahr 2022) und Wolle (3 % im Jahr 2021 auf 4,3 % im Jahr 2022). Allerdings stieg auch die Produktion von synthetischen Fasern auf fossiler Basis von 63 Millionen Tonnen auf 67 Millionen Tonnen. Polyester ist mit einem Anteil von 54 % an der Produktion im Jahr 2022 weiterhin die weltweit am meisten hergestellte Faser.

Bild: Textile Exchange Report

Nach Jahren des Wachstums ist der Anteil aller Recyclingfasern zusammengenommen leicht zurückgegangen, und zwar von rund 8,5 % im Jahr 2021 auf 7,9 % im Jahr 2022. Dies ist hauptsächlich auf einen Rückgang des Marktanteils von recyceltem Polyester - das zu 99 % aus Plastikflaschen hergestellt wird - von 15 % im Jahr 2021 auf 14 % im Jahr 2022 zurückzuführen. Gründe für diesen Rückgang sind unter anderem der wachsende Wettbewerb um PET-Flaschen als Ausgangsmaterial sowie die großen Herausforderungen des Textil-zu-Textil-Recyclings. Weniger als 1 % des globalen Fasermarktes stammt im Jahr 2022 aus Pre- und Post-Consumer recycelten Textilien.

 

Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die allgemeine Umstellung auf Fasern aus ‚preferred sources´ zu beschleunigen, die Anstrengungen zur raschen Verringerung des Einsatzes neuer, fossiler Materialien zu verstärken und in Strategien zu investieren, die die Wertschöpfung von der Gewinnung neuer Materialien insgesamt abkoppeln.

 

Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Die weltweite Faserproduktion pro Person ist von 8,3 Kilogramm im Jahr 1975 auf 14,6 Kilogramm im Jahr 2022 gestiegen.
  • Das Produktionsvolumen von Polyester stieg von 61 Millionen Tonnen im Jahr 2021 auf 63 Millionen Tonnen im Jahr 2022. Polyester ist nach wie vor die meistproduzierte Faser, die im Jahr 2022 54 % des Weltmarktes ausmacht.
  • Baumwolle aus Programmen, die im Rahmen der 2025 Sustainable Cotton Challenge anerkannt sind, machen 2021/22 wieder 27 % der gesamten Baumwollproduktion aus. Dies folgt auf einen Rückgang auf 25 % im Jahr 2020/21, der auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen war, darunter Wetterschwankungen, Änderungen des Better Cotton-Programms, Marktbedingungen und soziopolitische Herausforderungen.
  • Wolle, die nach dem Responsible Wool Standard (RWS), ZQ, SustainaWOOL (GREEN und GOLD) und Climate Beneficial™ produziert wird, steigt von rund 3 % im Jahr 2021 auf 4,3 % im Jahr 2022. Auf den Falklandinseln lag der Anteil sogar bei 74 %, in Südafrika bei 53 %, in Uruguay bei 35 % und in Argentinien bei 21 %.
  • Auf cellulosische Chemiefasern mit FSC- und/oder PEFC-Zertifikat entfiel 2022 ein geschätzter Marktanteil von etwa 60-65% aller MMCFs.
  • Der Marktanteil von recycelten Textilien ging leicht von etwa 8,5 % im Jahr 2021 auf 7,9 % im Jahr 2022 zurück. Pre- und Post-Consumer-Recyclingtextilien machten 2022 weniger als 1 % des gesamten globalen Fasermarktes aus.

 

Bilder: Textile Exchange Report

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EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien

Die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien wurde im März 2022 veröffentlicht und schafft als Initiative des EU Green Deal einen Rahmen und eine Vision für den Wandel des Textilsektors:

 

„Bis 2030 sind die Textilerzeugnisse auf dem EU-Markt langlebig und recyclingfähig, bestehen größtenteils aus Recyclingfasern, enthalten keine gefährlichen Stoffe und werden unter Einhaltung der sozialen Rechte und im Sinne des Umweltschutzes hergestellt. Verbraucherinnen und Verbraucher können die hochwertigen und erschwinglichen Textilien länger nutzen, „Fast Fashion“ kommt aus der Mode und wirtschaftlich rentable Wiederverwendungs- und Reparaturdienste sind allgemein zugänglich. In einem wettbewerbsfähigen und innovativen Textilsektor übernehmen die Hersteller entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Verantwortung für ihre Produkte, und das bis zur Entsorgung. Das kreislauforientierte Textilökosystem floriert und verfügt über ausreichend Kapazitäten für innovatives Faser-zu Faser-Recycling, wohingegen die Verbrennung und Deponierung von Textilien auf ein Minimum reduziert werden.“

 

In der EU-Textilstrategie werden die Auswirkungen der im Rahmen des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft entwickelten wichtigen Rechtsvorschriften auf unseren Sektor hervorgehoben. Die folgenden Gesetzesvorschläge werden von Gesetzgebern und Umweltexperten als Eckpfeiler der EU-Textilstrategie angesehen:

 

Proposal for a Directive on empowering consumers for the green transition (Empowering Consumers Directive)

Die im März 2022 veröffentlichte Empowering Consumers Directive zielt darauf ab, zwei bestehende Rechtsvorschriften zu überarbeiten: die Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken (Unfair Commercial Practices Directive, UCPD) und die Richtlinie über Verbraucherrechte (Consumer Rights Directive).

 

Die Überarbeitung der UCPD wird durch die Unterbindung irreführender Kommunikation über ökologische und soziale Aspekte, Haltbarkeit und Reparierbarkeit, das Verbot allgemeiner und vager Umweltaussagen und das Verbot von freiwilligen Nachhaltigkeitssiegeln (die nicht durch Dritte überprüft werden) den Schutz der Verbraucher vor "Greenwashing" erhöhen.

Die Überarbeitung der Richtlinie über die Rechte der Verbraucher zielt darauf ab, den Verbrauchern am Verkaufsort mehr Informationen über die Haltbarkeit und Reparierbarkeit eines Produkts zur Verfügung zu stellen.

 

Die endgültige Gesetzgebung wird für Ende 2023 erwartet, mit einer Umsetzungsfrist bis 2025.

 

Proposal for a Directive on substantiation and communication of explicit environmental claims (Green Claims Directive)

Die im März 2023 veröffentlichte Green Claims Directive soll sicherstellen, dass die Verbraucher zuverlässige, vergleichbare und überprüfbare Produktinformationen erhalten. Der Vorschlag zielt auf Angaben bezüglich Umweltauswirkungen und Leistungen eines Produkts, auf Dienstleistungen und das Unternehmen selbst ab, die auf freiwilliger Basis gegenüber Verbrauchern gemacht werden. In der Green Claims Directive wird ein detailliertes Verfahren festgelegt, nach dem umweltbezogene Angaben durch wissenschaftliche Nachweise und unter Berücksichtigung des Lebenszykluskonzepts belegt und von akkreditierten Gutachtern überprüft werden müssen.

 

Die finale Gesetzgebung wird Ende 2024 erwartet, mit einer Umsetzungsfrist bis 2026.

 

Überarbeitung der Textilkennzeichnungsverordnung

Die 2011 erstmals in Kraft getretene EU-Textilkennzeichnungsverordnung legt das Klassifizierungssystem für Textilfasern fest und regelt, welche Informationen auf Textiletiketten angegeben werden müssen. Im März 2022 kündigte die EU-Kommission an, dass die Textilkennzeichnungsverordnung überarbeitet werden muss. Der Vorschlag der Kommission für das Textilkennzeichnungsgesetzt wird im 4. Quartal 2024 veröffentlicht. Neben neuen Kennzeichnungsanforderungen plant die EU-Kommission, das Verfahren zur Klassifizierung neuer Fasern zu überarbeiten, um es genauer und transparenter zu machen. Die Kommission erwägt auch die Einführung eines Echtheitssiegels für Leder/Pelz, das die lederbezogenen Vorschriften in den EU-Mitgliedstaaten harmonisieren und Informationen wie Tierart und Auswirkung auf Abholzung enthalten könnte.

 

Die neuen Anforderungen werden voraussichtlich ab 2026/2027 gelten.

 

Ecodesign for Sustainable Products Regulation ESPR

Die im März 2022 veröffentlichte Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte zielt darauf ab, nachhaltige Produkte zur Norm in der EU zu machen, indem sie verbindliche Anforderungen an die Produktgestaltung und -information festlegt. Im Rahmen der ESPR könnten fast alle physischen Güter potenziell Designanforderungen erfüllen müssen, die Folgendes einschließen:

  • Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit, Wiederverwendbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit des Produkts sowie dessen Recyclinganteil
  • Energie- und Ressourcennutzung und -effizienz des Produkts, basierend auf einer Lebenszyklusbewertung
  • Kohlenstoff- und Umweltfußabdruck, basierend auf einer Lebenszyklusbewertung
  • bedenklichen Stoffe im Produkt, die seine Kreislauffähigkeit einschränken könnten

Die ESPR schreibt vor, dass bestimmte Produkte einen digitalen Produktpass (DPP) haben müssen, über den Verbraucher, Behörden und andere Marktteilnehmer Zugang zu spezifischen Informationen über das Produkt erhalten können. Außerdem müssen die Marktteilnehmer die Menge ihrer unverkauften Produkte offenlegen und die EU-Behörden sind befugt, deren Vernichtung zu verbieten. Die endgültigen Rechtsvorschriften werden voraussichtlich im ersten Quartal 2024 verabschiedet.

 

Spezifische Ökodesign-Anforderungen für Textilerzeugnisse werden voraussichtlich im Sommer 2025 verabschiedet, mit einer Umsetzungsfrist bis 2027.